Aus Bokels
Schulgeschichte
Über die Anfänge des Bokeler Schulwesens liegen keine genauen Erkenntnisse vor, man kann aber davon ausgehen, dass in den Dörfern des späten 18. und frühen 19.
Jahrhunderts von den Dorfbewohnern ein Mann mit der Aufgabe des „Schoolmesters“ betraut wurde, der in der Regel Schäfer oder Knecht, manch-mal auch Handwerker war. Schulhäuser gab es nicht, der
Schoolmester ging mit seinen Kindern reihum von Haus zu Haus, dort fand er auch Kost und Logis.
Um 1803 wurde der ehemalige Wachtmeister der aufgelösten kurhannoverschen Armee, Fricke, zum ersten Lehrer in Bokel gewählt . Er blieb etwa 30 Jahre hier und
unterrichtete die Kinder in Religion, Lesen, Rechnen, Schreiben, Singen und „etwas Gemeinnützigem“. Der Unterricht fand zunächst in einem Gebäude statt, das von dem damaligen Besitzer der
Hofstelle Auf dem Brink 2 erworben, dann abgerissen und als Schulgebäude wieder errichtet worden war.
Lehrer Fricke erhielt bei seiner Einstellung ein jährliches Einkommen von 76 Thalern. Dies war recht knapp bemessen, doch konnten die Lehrer seinerzeit durch
schriftliche Arbeiten für Kirche und Gemeinde oder im Sommer als Knecht oft ihre Bezüge aufbessern.
Etwa 50 Jahre später reichte das Schulgebäude nicht mehr aus, die Gemeinde entschloss sich zu einem ersten Schulneubau in der Hauptstraße (Nr. 85), der im Jahre 1869 verwirklicht wurde. Doch auch
dieses neue Schulgebäude erwies sich im Laufe der Jahre als zu klein. Die ständig wachsende Kinderschar (131 Schüler im Jahre 1880) und die Enge in zusätzlich angemieteten Räumen veranlasste die
Bokeler, wiederum ein neues Schulhaus zu planen.
Im Jahr 1884 erfolgte an der Hauptstraße 76 dieser zweite Schulneubau für die stolze Summe von 6450 Mark.
Der dritte Schulbau an seiner jetzigen Stelle in der Mühlenstraße erfolgte 1954. Für den ersten Bauabschnitt des Gebäudes mussten 250.000 DM bereitgestellt werden.
Schon zehn Jahre später wurde sie erweitert.
Einige Teile des damaligen ersten Mobiliars sowie der kleine Springbrunnen aus Kunststein mit einer Fischotterfigur - ein Werk des Bremerhavener Künstlers Grigo
- sind bis heute noch erhalten.
Auch in den Ortsteilen Kransmoor (ab 1850) und Langenfelde (ab 1903/04) gab es eigene kleine Schulen. Die Pläne des Gemeinderates vom Oktober 1958, an diesen
Standorten dreiklassige Schulen zu errichten, wurden nicht in die Tat umgesetzt, da die Bezirksregierung vorgeschlagen hatte, die Schule in Bokel zu einer achtklassigen Schule mit entsprechenden
Nebeneinrichtungen auszubauen.
Diesem Vorschlag folgte der Gemeinderat in der Überzeugung, den Kindern so bessere Bildungsmöglichkeiten zu bieten.
In der Volksschule und späteren Mittelpunktschule in Bokel wurden Schülerinnen und Schüler bis einschl. Klasse 9 beschult. Ab 1975 gingen die Fünftklässler zur neu
geschaffenen Orientierungsstufe nach Beverstedt. Die Schule wurde nach Abgang der letzten Hauptschulklasse von Klassenlehrer und späterem Schulleiter Volker Lüdke 1979 in eine Grundschule
umgewandelt.
Zwischenzeitlich wurde das Gebäude in mehreren Bauabschnitten den aktuellen Erfordernissen einer Grundschule angepasst und zuletzt in den Jahren 2008 bis 2009
umfassend bautechnisch und energetisch saniert.
(aus „900 Jahre Bokel – Geschichte und Geschichten eines Dorfes“,
Hrsg.: Gemeinde Bokel, Arbeitskreis ´Buch: 900 Jahre Bokel`, Bokel 2010